Welche Dachkonstruktionen gibt es?

Jedes Haus mit geneigtem Dach verfügt in der Regel über einen Dachstuhl. Die Tragekonstruktion für das Dach kann dabei auf unterschiedliche Weise realisiert werden. In diesem Beitrag erfahren Sie, welche verschiedenen Formen der Dachstuhlkonstruktion genutzt werden und welche Besonderheiten der jeweilige Dachaufbau mit sich bringt.

Dachstuhl = Dach?

Im Alltag wird meist der Dachstuhl mit dem Dach gleichgesetzt. Doch tatsächlich handelt es sich dabei um zwei verschiedene Begriffe. So kann der Dachstuhl Teil des Daches sein. Beim Dachstuhl handelt es sich um die Tragekonstruktion für die Dacheindeckung mit Sparren und Lattung. Das Dach hingegen umfasst als Gesamtheit alle Elemente, die für den Hausabschluss notwendig sind, wie die Dachhaut oder eben die Dachstuhlkonstruktion. Zugleich ist für ein Dach nicht zwingend ein Dachstuhl notwendig. So kommen Flachdächer in der Regel komplett ohne Dachstuhl aus.

Was ist ein Dachstuhl?

Der Dachstuhl ist der tragende Bauteil eines Daches. Er trägt die Last der Sparren inklusive der darauf befestigten oder gelegten Dachhaut. Eine alternative Bezeichnung für den Dachstuhl lautet „Dachtragwerk“. Bei Dächern wird der Dachstuhl aus Holz konstruiert und von Zimmermännern zusammengebaut. Nach der Fertigstellung des Dachstuhls erfolgt die Deckung mit unterschiedlichen Dachbaustoffen wie Schiefer, Ton oder Faserzementplatten.

Für Steildächer ist ein Dachstuhl als Tragekonstruktion notwendig, Flachdächer werden hingegen überwiegend ohne Dachstuhlkonstruktion errichtet.

Konstruktionsweise von Dachstühlen

Ein Dachstuhl besteht aus senkrecht nach oben ragenden Säulen, die Stuhlsäulen oder Stuhlpfosten genannt werden. Sie werden durch Streben, Schwellen und Rahmen verstärkt und bilden in der Längsrichtung die sogenannte „Stuhlwand“. Unter den Stuhlpfosten sorgt eine Schwelle für die Lastverteilung. Sie wird Stuhlschwelle genannt.

Sind die Stuhlsäulen im Lot angeordnet, handelt es sich um einen stehenden Stuhl. Erfolgt die Anordnung der Stuhlsäulen in einer einzelnen Stuhlwand, wird dieser Bestandteil des Dachstuhls „einfach stehender Stuhl“ genannt. Gibt es zwei Stuhlwände, die symmetrisch unterhalb des Firsts platziert werden, lautet die Bezeichnung „doppelt stehender Stuhl“.

Schließlich ist auch eine Dachstuhlkonstruktion mit mehreren Stuhlwänden möglich. In diesem besonderen Fall wird von „mehrfach stehendem Stuhl“ gesprochen.

Soll ein Dachstuhl ohne Stützen entstehen, kann ein sogenannter „liegender Stuhl“ errichtet werden. Dabei sind die einzelnen Stuhlsäulen schräg geneigt und haben ihren Fußpunkt ganz in der Nähe der Außenwände. Aus dieser Konstruktion heraus entsteht das sogenannte „Pfettendach“.

Typische Dachstuhlkonstruktionen

 

Sparrendach

Bei einem Sparrendach werden Balken standfest über den First miteinander verbunden. Die Balken, das sogenannte „Gespärre“, bilden mit dem First und der Geschossfläche ein Dreieck. Dabei nehmen die Traufen jeweils die meisten Auflastkräfte auf. Aus diesem Grund werden beim Sparrendach Verbindungen zwischen den Balken hergestellt.

Aus Gründen der Statik wird bei Sparrendächern an der Geschossoberfläche ein Widerlager eingerichtet. Hierzu dient ein Ringbalken, der fest im Gebäude verankert wird.

Die Vorteile des Sparrendaches: Ein Sparrendachstuhl hat den Vorteil, dass der Dachraum frei von Stützbalken ist. Zugleich lassen sich sehr steile Dächer konstruieren und können dennoch viel Raum unter dem Dach nutzen. Zugleich sind Sparrendächer sparsam im Holzverbrauch und somit kostengünstiger.

Die Nachteile des Sparrendaches: Nachteilig am Sparrendach ist die mangelnde Flexibilität. So sind zum Beispiel Dachgauben oder große Dachüberhänge aufgrund der Statik eher nicht möglich. Darüber hinaus müssen die Sparren exakt so ausgerichtet bleiben, um die Konstruktion weiterhin tragen zu können.

 

Pfettendach

Geneigte Dächer werden heute am häufigsten als Pfettendach konstruiert. Dabei werden die Sparren durch zusätzliche quer verlaufende Balken, die Pfetten, verstärkt. Zum Einsatz kommen Firstpfette, Mittelpfette oder Fußpfette. Die senkrechten Holzbalken ermöglichen vielfältigere Dachformen, auch sehr flach geneigte Dächer oder sehr breite Dachflächen. Pfettendächer können ebenfalls kombiniert werden. In diesem Fall verstärken Kehlbalken die Dachstuhlkonstruktion.

Die Vorteile des Pfettendaches: Ein großer Vorteil des Pfettendaches ist seine Lastverteilung. Durch das Einfügen von Pfetten wird die Auflagelast viel besser verteilt, sodass auch große Dachüberstände oder Dachgauben möglich sind. Darüber hinaus lassen sich verschiedene Dachformen nutzen. Ebenso sorgt die sehr stabile Dachstuhlkonstruktion dafür, dass nahezu alle Deckarten möglich sind.

Die Nachteile des Pfettendaches: Wer möglichst viel Raum unter seiner Dachfläche erzielen möchte, hat durch die durch den Raum verlaufenden Pfetten Nachteile.

Um die Nachteile des Sparrendaches zu kompensieren, können sich Hausbesitzer für ein Kehlbalkendach entscheiden. Damit können größere Dachflächen realisiert werden, weil die Sparren durch quer montierte Kehlbalken verstärkt werden.

Welche Dacheindeckung für welche Dachstuhlkonstruktion?

Grundsätzlich lassen sich Satteldächer mit nahezu jedem gängigen Dachbaustoff eindecken. So gibt es Sparrendächer, die mit Ziegelsteinen oder Faserzementplatten, aber auch mit Dachsteinen gedeckt sind.

Einen sehr großen Spielraum bei der individuellen Dachstuhlkonstruktion haben Sie sicherlich, wenn Sie sich später für eine Schiefereindeckung entscheiden. Hier sind sowohl streng kubische Formen wie das klassische Sparrendach, aber auch Kombinationen verschiedener Dachstuhlformen möglich. Sogar runde Elemente, kleine Türme oder Erker können mit Schiefer perfekt bekleidet werden.

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