Schiefer - Der Weg vom Bergwerk aufs Dach

Wenn Sie heute ein Schieferdach sehen, ist die Dachhaut das Ergebnis von mehreren hundert Millionen Jahren „Arbeit“ in der Erde und vielen Stunden an Abbau und Zuarbeit „auf der Erde“. Eine perfekte Kombination aus natürlichen geologischen Vorgängen und einer traditionsreichen Handwerkskunst.

In diesem Beitrag zeichnen wir den Weg für Sie nach, den das Schiefergestein von seinen Ursprüngen bis auf Ihr Dach geht.

Schiefer - Die Entstehung

Als sich vor mehr als 350 Millionen Jahren im Zeitalter des Devon Sedimente auf dem Boden der Urozeane abgelagert haben, wurden diese unter dem Einfluss von Wärme und Wasser zusammengepresst. Diese Sedimente wurden im Laufe der Zeit immer fester. Zunächst entstand daraus sehr feinkörniger Tonschlamm.

Eine Schicht legte sich auf die andere. Durch diesen zusätzlichen Druck entstand Tonstein. Durch die Plattentektonik schoben sich verschiedene Gesteinsschichten übereinander. Dabei wurden die tonigen Gesteine aufgerieben, „zerschert“, wie es in der Fachsprache heißt. Dieser Vorgang sorgte schließlich dafür, dass die in der Masse enthaltenen Tonminerale in Richtung der Reibefläche gedehnt wurden. Währenddessen wirkte weiterhin hoher Druck und Wärme auf das Material ein, wodurch ein neues, höherwertiges Element entstand. Es enthielt Mineralien in Plättchenform, den sogenannten „Glimmer“. Aus dem ursprünglichen Sedimentschlamm war nun ein neues Gestein entstanden, das eine geschieferte Struktur aufwies. Charakteristisch für diese Struktur ist bis heute eine gleichförmige „Einregelung“ genannte Ausrichtung der Glimmeranteile parallel zur Schieferung. Die einzelnen Elemente sind miteinander verzahnt und durch einzelne Lagen an Glimmer voneinander getrennt. Deshalb ist Schiefer fest und dennoch leicht spaltbar.

Regionale Unterschiede prägen das Schiefergestein

Da die Sedimente im Devon an keiner Stelle auf dem Meeresboden in gleicher Konzentration vorhanden waren und die Druck- sowie Temperaturverhältnisse je nach Region unterschiedlich ausfielen, erfolgte die Verschieferung der Tonsedimente auf unterschiedliche Weise.

So erklären sich heute die Unterschiede in Optik und Beschaffenheit zwischen den einzelnen Schiefer-Lagerstätten. Die Unterscheidungsmerkmale bilden Glimmerlagen, Verzahnung oder Kristallisation. Selbst innerhalb eines Schieferbruchs können unterschiedliche Farben und Strukturen entstanden sein.

Der Schiefer-Abbau: Ein „steiniger“ Weg

Um den Schiefer zu gewinnen, werden zunächst Vorkommen in Lagerstätten, den sogenannten „Richten“ identifiziert. Hierfür müssen die sogenannten „Abbaukammern“ erschlossen werden, die häufig mehrere hundert Meter unter der Erdoberfläche liegen. Es gibt aber auch Schiefervorkommen, bei denen ohne Bergbau geschürft werden kann. Mit Hilfe von verschiedenen Gesteinsproben prüfen Fachleute schließlich, ob sich die Schiefervorkommen für Fassadenverkleidungen oder die Dacheindeckung eignen.

Für die Förderung der Schiefervorkommen wird heute modernste Technik angewandt. Noch im 19. Jahrhundert wurde der Schiefer von Hand aus dem Fels geschlagen. Deshalb war Schiefer einstmals ein sehr teures Baumaterial. Inzwischen können die Förderkosten dank effizienter Abbaumethoden deutlich gesenkt werden.

Nach der Prüfung der Geologie erfolgt ein sehr kritischer Moment. Denn dann kommt eine leistungsstarke Diamantsäge zum Einsatz, die auf der Basis eines errechneten Musters rund eine Tonne schwere Blöcke aus dem Gestein schneidet. Um das Material nicht zu beschädigen, müssen diese Blöcke mit höchster Präzision und Radladern auf Loren geladen werden. Wie in einem Kohlebergwerk oder einer Goldmine werden die Schieferklötze über einen Schacht nach oben befördert.

Oben angekommen, werden die Blöcke erstmals weiterbearbeitet. Hier kommt wieder eine Diamantsäge zum Einsatz, welche die Schieferblöcke so teilt, dass möglichst wenig Verschnitt anfällt. Anschließend kommt der sogenannte „Spalter“ zum Einsatz. Dieser fachkundige Mitarbeiter teilt die Schiefersteine in etwa fünf Millimeter dicke Platten. Bis die Platten auf dem Dach verarbeitet werden können, müssen diese zur weiteren Verarbeitung zum nächsten Standort transportiert werden.

So wird aus dem Gestein ein Baustoff

Neben der natürlichen Entwicklung des Gesteins spielt die spätere Bearbeitung von Hand eine entscheidende Rolle dabei, welche optischen Eigenschaften das Deckmaterial hat. Wichtig ist, dass jeder einzelne Schritt sorgfältig erfolgt, um einen trotz seiner natürlichen Diversität möglichst homogenen Baustoff zu erhalten. Auch die fachgerechte Lagerung der Schiefersteine trägt entscheidend zur späteren Verlegequalität bei.

Prüfung der Materialqualität

Um die Qualität einzelner Schiefersteine zu ermitteln, werden von Herstellern professionelle Prüfmethoden angewandt. Dabei ist nicht nur die wissenschaftliche Erforschung der bestehenden Abbauvorkommen entscheidend, sondern auch die spätere Kontrolle der erzeugten Platten. Aus einer Unmenge an Daten ziehen Wissenschaftler die nötigen Schlüsse, um die bestmögliche Materialqualität zu erhalten. Für diese Beurteilung sind lange Erfahrung und profundes Fachwissen nötig. Jeder Schieferstein ist somit auch das Resultat von umfangreicher Forschungsarbeit.

Hohe Anforderungen an die Bearbeitung

Der gesamte Gewinnungs- und Fertigungsprozess von Schiefersteinen unterliegt kontinuierlichen Qualitätskontrollen. Zugleich müssen erfahrene Fachkräfte das Material präzise bearbeiten, dabei sorgfältig auswählen, spalten, sägen oder zurichten. Hierfür legt das Deutsche Dachdeckerhandwerk strenge Regeln fest:

Anforderungen an die Bearbeitung

  • Einhaltung von Spaltdicken zwischen vier und sechs Millimetern
  • Einhaltung von Winkel und Hieb
  • Herstellung von Haukanten ohne Schäden
  • Korrekte Anordnung von Befestigungslöchern
  • Ausbrüche sind nur in Ausnahmefällen erlaubt, wenn sie mit den Regeln zur Überdeckung vereinbar sind
  • Schäden dürfen nicht entstehen, weil sie die Regensicherheit des Dachs gefährden können
  • Brust der Schieferplatte wird entweder unbehauen gelassen oder spiegelverkehrt behauen

Der Weg auf das Dach

Wenn der Schiefer schließlich seinen Weg aus den Jahrmillionen alten Lagerstätten zur Weiterverarbeitung geschafft hat, wird er schließlich zur Baustelle transportiert. Hierfür werden entweder standardisierte Steine verwendet, die zuvor maschinell oder von Hand bearbeitet wurden. Oder es wird Rohschiefer geliefert, der vor Ort auf der Baustelle zugearbeitet wird. Für das Verlegen des Schiefers auf dem Dach sind traditionell ausgebildete Fachhandwerker zuständig. Sie können die Steine anhand der gängigen Deckungsarten platzieren und an der Dachkonstruktion befestigen. Auf dem Weg vom Bergwerk aufs Dach legt der Schiefer viele Stationen zurück. Dabei kommen grundsätzlich drei Qualitätsebenen zum Tragen. Zunächst kommt es auf die Beschaffenheit des Steinmaterials an. Besteht das Gestein die strengen Qualitätsprüfungen, kommen die Schieferplatten zur Weiterbearbeitung. Auch hier kommen wiederum strenge Qualitätsanforderungen zum Tragen, die schließlich für die angewandte Verlegetechnik gelten.

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